Konzert im
Gartensaal des Schlosses
Bach-Orchester feiert 25-jähriges Bestehen
Wer 25 wird, bekommt Geschenke. Eigentlich. Denn bei
der Geburtstags-Veranstaltung des Bückeburger Bach-Orchesters war es gerade
umgekehrt.
Das Bückeburger Bach-Orchester präsentiert sich bei seinem
Jubiläumskonzert in Gala-Form.
Bückeburg. Die „Jubilare“ und ihr Dirigent Friedrich-Wilhelm
Tebbe schenkten ihrem Publikum ein Konzert im Gartensaal des Schlosses.
Eigentlich, so Tebbe zu Beginn, habe ja Alexander zu
Schaumburg-Lippe als Dirigent auftreten sollen. Dieser aber läge an diesem Tag
mit Fieber im Bett. Ob das Publikum auch mit ihm vorliebnähme?
Heftiger Applaus beantwortete diese wohl eher
rhetorisch gemeinte Frage. Dass das Konzert in den Gartensaal verlegt worden
war, hatte einen besonderen Grund. Die tiefen Temperaturen der vergangenen
Nacht hatten den Saal sehr stark abgekühlt, was wiederum den Umzug in den
kleineren Gartensaal erforderlich machte. Doch manchmal wird aus Not eine
Tugend, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt. Denn im Gartensaal befand
sich das Bach-Orchester sozusagen auf historischem Boden. An dieser Stelle
hatte Fürstin Juliane musiziert und der „Bückeburger Bach“, der Namensgeber des
Orchesters, eine seiner Symphonien uraufführen lassen.
Die von der „Internationalen Richard Sahla
Gesellschaft“ ausgerichtete Veranstaltung begann dann mit einem Werk von Johann
Christoph Friedrich Bach, der Sinfonie D-Dur W I, 5. Einmal mehr zeigte sich
der „Bückeburger Bach“ dabei als ein sehr eleganter Komponist, der sich souverän
zwischen den Stilen bewegt und mitunter äußerst kühne Harmonien verwendet. Dass
das Werk einen italienischen Tonfall hat, dürfte vor allem der Tatsache
geschuldet sein, dass Bachs Dienstherr die italienische Musik liebte und Bach
selbst am Bückeburger Hofe zwei italienische Kapellmeister kennenlernte. Für
die Musiker, die das Werk in seinem heiteren Dahinströmen immer wieder schön
akzentuierten, gab es zurecht viel Beifall.
Höhepunkt der Jubiläums-Veranstaltung war dann aber
ganz sicher das Violinkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart D-Dur KV 218 mit
Ingolf Turban an der Violine. Brillant und zugleich sehr durchdacht kam Turbans
Interpretation des Violinkonzertes Nr. 4 daher. Turban, der im ersten Satz mit
dem signalartigen und aus einem D-Dur-Dreiklang gebildeten Hauptthema in hoher
Lage einsteigt, bringt die Zuhörer mit seinen schwärmerischen chromatischen
Wendungen und heiteren Attacken zum Staunen. Den oft verblüffenden Takt- und
Stimmungswechsel gibt Turban viel Raum, er verziert sie und lässt sie voll
aufblühen. Dann der langsame Mittelsatz, der sich nach stimmungsvoller
Orchestervorbereitung lyrisch aufschwingt und ins „Rondeau“-Finale mündet, das
ein Füllhorn an Ideen vor dem Zuhörer ausbreitet. Hier ein kleines Tänzchen, da
ein farbiges Stimmungsbild – Mozart schafft so ein kontrastreiches
Stimmungsbild.
Kurzum: ein wunderschönes Stück Musik, dem Turban in
jedem Takt gerecht wird. Seine reine, schlackenlose Technik sucht
ihresgleichen, genauso wie sein virtuoses, nuancenreiches, flirrendes Spiel.
Turban ist ein Meister der Violine, dessen ausgeglichener, schöner Ton die
Kantilenen des Stückes veredelt. Nicht vergessen werden soll die Leistung der
Bläser (Oboen und Hörner), die mit dem Solisten in einen gleichberechtigten
Wettstreit eintreten und ihre Sache ausgesprochen gut machen.
Den wirkungsvollen Schlusspunkt setzt die Sinfonie
A-Dur KV 201 von Mozart. Diese dürfte die mit Abstand am häufigsten gespielte
Jugendsinfonie Mozarts sein, vermutlich ist sie die am häufigsten gespielte
Sinfonie des Salzburgers.
Insgesamt ein tolles Konzert, mit einem
Bach-Orchester, das sich bestens aufgelegt zeigte. Ein Lob verdienten sich
sowohl die Streicher (für ihre ausgewogenen Tutti und eine klare und
transparente Bogenführung), als auch die Bläser (für ihre herrlichen Soli). mig
Wer in Bückeburg über die Schlossbrücke
geht,
wird
von zwei Figurengruppen in den Bann gezogen, die als Symbole für Liebe,
Schönheit, Klugheit und den Tod stehen: Man sieht links eines der
berühmtestenLiebespaare der Antike, Venus (griech: Aphrodite) und Adonis. Aphrodite, verliebt in den
schönen Jüngling Adonis, bietet alle ihre Verführungskünste auf, um ihn von der
Eberjagd fernzuhalten. Doch Adonis entzieht sich ihren Lockungen, geht zur Jagd
und wird vom eifersüchtigen Gott Mars (Ares) in Gestalt eines Ebers getötet. Gegenüber
sieht man Pluto (griech:Hades, den
Gott der Unterwelt), der sich gerade - seiner späteren Gattin – der klugen Proserpina (Persephone) bemächtigt.
Ganz deutlich ist sichtbar Gott Amor mit im Spiel. Bindeglied zwischen beiden
Figurengruppen ist Adonis, der sowohl von Aphrodite als auch von Persephone
geliebt wird: Auf weisen Beschluss hin muss nun Adonis vier Monate im Jahr bei
Persephone verweilen, vier Monate bei Aphrodite und hat vier MonateZeit zur freien Verfügung.Auf Vorschlag des Zeus fällt dessen Tochter Kalliope diesenSchiedsspruch. Kalliope ist die Muse des
Versepos und des Saitenspieles.
(also des Orchesters!) Bei
aller sinnlichen und szenischen Anschaulichkeit und Lebendigkeit der
Bronzefiguren lässt deren Symbolhaftigkeit als Repräsentanten von Liebe
undSchönheit, der Klugheit und auch des
Todes in Gestalt des Hades, - demdie
Schönheit anheimfällt, wenn sie nicht durch transzendierende Liebeewige Dauer erhält - ein hohes Maß an Bildung
und Kunstverstand des Bildhauers Adriaen
de Vries und seines Auftraggebers des Fürsten
Ernst (1601 -1622)erkennen.Die Meisterschöpfungen des Adriaen de Vries
kann man außer in Stadthagen (Mausoleum) und Bückeburg auch in Städten wieAugsburg, Wien, Paris, und Pragbewundern,in denen- sei es Zufall oder
nicht -der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart(1756 – 1791)
einen großenTeil seines Lebens
verbrachte,in Prag sogar mit der Oper Don Giovanniseine größten Erfolge feierte.
Peter Sahla
Die Sopranistin Kieu Trang Pham war der Stern der
LANGEN NACHT DER KULTUR in Bückeburg 2014
Zu einem Belcanto-Fest hatte die
Internationale Richard Sahla Gesellschaft im Rahmen der Langen Nacht der Kultur
in Bückeburg eingeladen. Kieu Trang Pham - Sopran, Julian Hauptmann, Tobias
Balluch, Kristian Kresse – alle drei Tenöre, Gregor Rozkwitalski -
Bass-Bariton, Kammersänger Hans Dieter Bader - Tenor, David Tebbe - Violine,
Matthias Veit und Prof. Siegfried Schick am Flügel waren die viel bejubelten
Solisten und Begleiter dieses denkwürdigen Konzert-Events.
Der schon bewährte Geiger David Tebbe brachte
als Erstaufführung Robert Schumanns „Träumerei“ in der Bearbeitung von
Richard Sahla zu Gehör, deren Autograph die Geigerin Hilary Hahn besitzt.
Das bezaubernde Männerchorquartett
ließ tonschön ein Terzett aus Mozarts Freimaurerkantate „Dir, Seele des
Weltalls“ erklingen, wobei Matthias Veit ein einfühlsamer Begleiter war.
Von der
blutjungen Sopranistin Kieu Trang Pham hörte man eine entzückend
gesungene Arie aus der Pfingstkantate „Mein gläubiges Herze, frohlocke..“
sowie das zum ersten Mal aufgeführte Hochzeitsliedchen „Rundgesang“,
eine Huldigung für die Gräfin Juliane zu ihrem Einzug im Sommerschloss
Hagenburg vom Bückeburger Hofkapellmeister Johann Christoph Friedrich Bach aus
dem Jahre 1780. Die ungeahnten kompositorischen Super-Qualitäten eines Richard
Sahla – Hofkapellmeister in Bückeburg von 1888 bis 1918 – fanden ihr Äquivalent
im Vortrag der „Liebeseligkeit“ - Begleitung Matthias Veit -
durch die erst 16-Jahre alte, hochbegabte Sopran- Solistin aus Berlin, wo sie
Schülerin des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums ist. Die Halbvietnamesin wird
zur Zeit von Frau Prof. Charlotte Lehmann in Hannover unterrichtet.
Kammersänger Hans Dieter Bader glänzte
mit der Arie des Cavaradossi „E´ lucevan le stelle“ aus
Puccinis Oper „Tosca“, sachkundig begleitet von Prof. Siegfried Schick.
Mit dem schon legendären „Schlummerliedchen“
Richard Sahlas – beglückend von David Tebbe interpretiert und
von Siegfried Schick begleitet - fand pünktlich um Mitternacht die Lange Nacht
der Kultur in Bückeburg ihr Ende.
Hans Joachim Vogt
Internationale
Richard Sahla Gesellschaft e.V.
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